5 Workshops mit 3 Dozenten an 2 Tagen
Wie alle Jahre wieder fand am Wochenende nach Aschermittwoch, jedoch erstmals im TaunusTagungshotel in Friedrichsdorf, die 52. Chorleiterfortbildung des HSB e.V. in Kooperation mit dem Fachverband der Chorleiter (FDC) e.V. statt.
Nach der Begrüßung durch den Stellvertretenden Vorsitzenden im Musikausschuss des HSB, Uwe Henkhaus, ging es für die über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt mit der Hauptdozentin der Fortbildung, Sofia Söderberg, los. Sie startete mit einem körperbetonten, flotten Einsingen, währenddessen viele bei der Übung für eine gute Artikulation der Konsonanten „red leather, yellow leather“ schon an ihre Grenzen stießen - auch aufgrund der schnellen Geschwindigkeit der charmanten, vor Esprit sprühenden Dozentin: „Very nice“ . Gute Übung - die Sprache in den Workshops bei Sofia war Englisch.
Im ersten Workshop - Schwedische Literatur. „Schwedisch zu Singen sei einfacher als Dänisch - am leichtesten sei Norwegisch“, führte die Dozentin aus. Deshalb ging es los mit einem Stück aus Norwegen, das den Dank für einen schönen Tag zum Thema hatte, was durch die Cluster eindrucksvoll unterstrichen wurde. Danach wurde es mit „Lussepolska“ , einem sehr populären Stück für junge Chöre in Schweden, feierlich. Sofia erklärte die Historie der Heiligen Lucia. Alt und Jung feiert in Schweden den 13. Dezember. Darauf folgte mit dem Psalm 103 von Henrik Dahlgren ein erstes Stück in Latein. Der Komponist bietet im Eigenverlag auch gute Stücke für Männerchor. Als nächstes folgte ein Schlaflied für Kinder. Teilweise aufgebaut wie ein Quodlibet - komponiert von Gunnar Eriksson. Ein sehr effektvolles Stück, „Immortal Bach“, von Knut Nystedt wurde von allen wunderbar musiziert. Die Instruktionen dafür von Sofia Söderberg sind leider auf Schwedisch abgedruckt - da wäre eine englische Übersetzung zum Nachvollziehen besser gewesen. In „Delig er Jorden“, Arrangement Peter Bruun, ging es um die Schönheit der Erde: „Zeit kommt, Zeit geht“. Dieses Lied aus Dänemark ist aufgrund der vielen Konsonanten nicht einfach, wurde aber von allen gemeistert - „well done“.
Vor der Mittagspause begrüßte der 1. Vorsitzende des FDC, MD Michael Rinscheid, die Teilnehmenden und präsentierte die musikalisch profunde Arbeit des FDC. Teilnehmer des Symposiums war außerdem der zweite Geschäftsführer des FDC, MD Ernie Rhein, auch Mitglied im Musikausschuss des HSB. Dabei stellte Rinscheid die Arbeit des Verbandes, insbesondere die Ausrichtung von Symposien und Studienreisen heraus, erläuterte die Vorteile einer Mitgliedschaft, unter anderem kostenfreie Teilnahme an den Symposien, und motivierte somit die Anwesenden, dem FDC beizutreten.
Beim Workshop zum Thema Vocal Blending im Pop-/ Rockchor forderte Dozentin Nadja Jamiro alle auf, fünf Minuten im Kreis zu Laufen: Töne summen, Singen, Bodypercussion - alles ist erlaubt - auch nichts tun. „Wohlfühlen“ sollten sich alle. Es entstand ein non-verbaler-Austausch, der zudem sehr konsonant war. Übungen zur Vagusnerv-Aktivierung folgten, „Wasserschale unter dem Zwerchfell“ sowie Tricks zur Bildung von Obertönen. 3 Ebenen, Strukturelle - Co-Regulierung, Praktischer Prozess - Verbindung Aufnehmen ist Ziel die Spirituelle Ebene - das große Wir: Blending - das Gold im Klang. „And So It Goes“ erklang im Raum Taunus eindrucksvoll wie eine Einheit.
Nach einer Kaffeepause kam mit Jürgen Faßbender, MD FDC und ebenfalls Mitglied im Musikausschuss des HSB, ein souveräner, pädagogisch geschickter Experte und stellte Literatur zum Thema Zeitgenössische Chormusik vor. Dass alle davor keine Scheu hatten, lag an seiner gewinnenden, spielerischen Art. So erlebten alle unter anderem die Umsetzung von grafischer Notation, „Das alte Schloss“ von Hermann Rechberger - „man kann eigentlich nichts falsch machen“. Folklore mit aleatorischen Clustern, „Schloafliedle“, Bearbeitung Oskar Egle und beeindruckende Walgesänge und Elektronik – „Kyrie“ von Enjott Schneider. Mindestens 7 Leute reichen für eine Aufführung laut Komponist Manfred Länger aus, um „ 99 Ausreden, zu spät in eine Probe zu kommen“ zu singen. Wer von den Kolleginnen und Kollegen hat davon noch nichts gehört…
Zum Abschluss des Samstags stellte Sofia heitere und folkloristische Schwedische Chorliteratur vor - u.a. ein Stück zu Ronja Räubertochter und hoher Gesang, Kulning, der Schäferinnen. Zum gemütlichen Ausklang trafen sich viele Teilnehmende und teilweise auch Dozenten an der Bar zum interessanten Gedankenaustausch bei anregenden Gesprächen und diversen Getränken.
Am Sonntag nach dem Frühstück ging es mit einem morgendlichen „Warmup“ von Sofia wieder los. Im finalen Workshop stellte die Komponistin eigene Stücke aus ihrem umfangreichen Oeuvre vor. Leider hatte sich der Klangkörper vom Samstag halbiert, was man bei den Stücken auch merkte - Schade. Tack Sofia Söderberg.
Fazit: Wieder ein tolles Wochenende mit netten Kolleginnen und Kollegen, interessante Stücke, die Spaß und Klangfreude garantieren und lehrreiche Workshops mit vielen praktischen Tipps für die Chorarbeit.
Text: Alexander Launspach
Fotos: Julienne Schäfer
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