Festivalstimmung auf der Landesgartenschau Gießen.
260 Konzerte an zwei Tagen
Wer am 28. und 29. Juni auf dem Gelände der Landesgartenschau oder in der Gießener Innenstadt unterwegs war, vermochte seinen Ohren kaum zu trauen: Auf Schritt und Tritt ertönte von überall her Chorgesang, der augenblicklich für gute Laune sorgte. Zwei Tage lang war der Hessische Sängerbund mit dem 5. Hessischen Chorfestival in der mittelhessischen Stadt zu Gast. Und 260 Chöre – insgesamt über 8000 Sängerinnen und Sänger – luden die Besucher an einer der vielen Bühnen zum Verweilen und Zuhören ein. Wer wollte, konnte an den beiden Tagen des Wochenendes jeweils 8 Stunden Chormusik hören. Dabei war die Vielfalt der teilnehmenden Chöre groß: von Kinder- und Jugendchören über gemischte Chöre bis hin zu Männer- und Frauenchören war alles vertreten. Und ebenso vielfältig waren die gebotenen Programme. Hier gab es traditionelle und moderne Volkslieder sowie klassisches Repertoire ebenso zu hören wie Jazz und Pop. Den mitwirkenden Chören war eine meist große und begeisterte Zuhörerschar und kräftiger Beifall sicher. Der Funke sprang über. Und wenn es mal kurz regnete, verlegten einige Chöre ihren Auftritt kurzerhand in das nahegelegene Restaurationszelt oder die Blumenhalle. Oder sie entschieden sich fröhlich für Singin‘ in the Rain. Für alle Chöre gab es viel Gelegenheit, neue Stücke für das eigene Repertoire "mitzunehmen" und vorher die Reaktion der Zuhörer zu beobachten.
Viele der am Wettbewerb teilnehmenden Chöre gaben open air nochmals ihre bis aufs i-Tüpfelchen vorbereiteten Chorstücke ungezwungen zum besten, und so konnten sich die Zuhörer an so manchem Pflichtstück mehrfach erfreuen.
Offenes Singen und die Workshops
Den Abschluss des Samstags bildeten das Offene Singen und ein Konzert des belgischen Mädchenchores Scala. Das Wetter spielte, wie an diesem Wochenende leider immer wieder, nicht ganz mit. Den Spaß am gemeinsamen Singen ließen sich die Teilnehmer des Offenen Singens aber dennoch nicht verderben. Langsam füllte sich die Sänger- und die Zuhörerschar und Hunderte Sängerinnen und Sänger sangen mit Mark Opeskin (Männerchor), Ernie Rhein (Frauenchor) und Jürgen Faßbender (Gemischter Chor). Am Vormittag hatten die Sängerinnen und Sänger noch Gelegenheit, die Lieder mit den Chorleitern zu üben.
Das Sahnehäubchen: Scala – das Open-Air-Konzert
Nachdem der Präsident des hessischen Sängerbundes, Claus-Peter Blaschke, und Thomas Bailly, Mitglied des HSB-Musikausschusses, die Wettbewerbsergebnisse verkündet hatten, war es Zeit für den krönenden Abschluss des Tages: den Auftritt von Scala & Kolacny Brothers. Der belgische Pop-Chor begeisterte das Publikum mit Adaptionen bekannter Popsongs und einer sehenswerten Bühnenshow. Das Publikum erlebte Kompositionen, die für den Chor geschrieben wurden, und neu arrangierte Rock- und Popklassiker. Darunter Bearbeitungen von Rockballaden wie Metallicas Nothing Else Matters, dem Schrei nach Liebe von der Gruppe Die Ärzte oder Hungriges Herz von Mia. Dabei legte die Gruppe auch großen Wert auf die Bühnenshow. Die Sängerinnen traten in langen, schwarzen Gewändern auf, bewegten sich synchron zu den meist langsamen Liedern und erzeugten so im Zusammenspiel mit der Lightshow eine mystische Stimmung, die das Publikum schnell gefangen nahm und den Regen vergessen ließ.
Bei den Chören und Besuchern der Landesgartenschau kam das Chorfestival gut an. Immer wieder wurden die Helfer, die an ihren leuchtend-grünen T-Shirts gut zu erkennen waren, von begeisterten Zuhörern angesprochen. Ein besonders enthusiastischer Besucher wollte sogar wissen, ob man diese Konzerte ab sofort jedes Wochenende veranstalten würde. Für ihn wäre das ein Grund, die Gartenschau öfter zu besuchen.
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